„Höhere Gewalt“, Musiktheaterabend (Luigi Nono/Mauricio Kagel), ATD, Altes Theater/Studio, Premiere am 13.9., weitere Termine: 15., 20. und 28.9., Info: www.anhaltisches-theater.de
Was bedeutet Macht? Am 13. September lädt das Anhaltische Theater um 19.30 Uhr im Alten Theater/Studio zum Schauspiel „Höhere Gewalt“ ein. Ein brandaktuelles Thema in einer Zeit, wo totalitäre Machenschaften wieder in den Vordergrund rücken. Ein Musiktheaterabend mit Stücken von Luigi Nono und Mauricio Kagel in Dessau
„Um ein Volk zu führen, ist die erste Voraussetzung, dass man aus dem Volk herkommt. Dass man wie das Volk fühlt und denkt.“ Vordergründig einleuchtend, in der Tiefe populistisch und gefährlich. Unter der Prämisse des ehemaligen Präsidenten Argentiniens, Juan Peron, kamen mehrere totalitäre Regierungen an die Macht. Welcher Weg führte jene Menschen zur Macht? Welche ist die höhere Gewalt, die diesen Aufstieg ermöglicht? Diese Frage wird mittels zweier Stücke aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erforscht, von Komponisten, welche die totalitären Staatssysteme selbst erlebt haben. Zum Ersten: „La fabbrica illuminata“ von Luigi Nono musikalisiert zeigt die Umstände, denen Arbeiter in einem Metall-Betrieb unterworfen sind. Nono berichtet über seine Gespräche mit Arbeitern: „Ihnen wurde bewusst, unter welchen akustischen Bedingungen sie arbeiteten, und sie begannen sich zu überlegen, ob das denn so sein müsse.“ In dem Stück für Sopran und Tonband bringt die Sängerin ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck. Jedoch sucht sie jemanden, der das Problem an das Volk übermitteln kann, um die Dinge zu verbessern. Dafür konstruiert sie eine Maschinerie, die einen Mann eine Rede halten lässt. Luigi Nono arbeitete dabei mit Dokumentar- wie mit literarischen Vorlagen. Ähnlich auch im zweiten Part: „Der Tribun“ von Mauricio Kagel ist eine Rede an das Volk, wobei der Redner am Ende zu keiner klaren Konklusion kommt. Er selbst untermalt seine Rede mit Märschen und Applaus und stellt dabei die Demokratie und die einhergehenden Freiheiten in Frage. Kagel gilt als wichtigster Vertreter eines „Neuen Musiktheaters“, das anders als ‚traditionelle‘ Opern die Musik selbst zum dramatischen Motor macht – und dies mit skurrilem, intelligentem Humor. Die Inszenierung (Foto: Robert Boehnèl) von Maurice Böhlke, musikalische Leitung von Paul Drouet, wird außer zur Premiere am 13.9. auch am 15. (18 Uhr), 20. und 28.9. (je 19 Uhr) in Dessau gezeigt. Es agieren Bogna Bernagiewicz und Michael Tews.
Text: André Schinkel