Sterntagebücher, in der Regie von Hans Jochen Menzel, Sommertheater auf dem Uniplatz, 16. bis 18.8., am 21., 22., vom 28.8. bis 1.9., 19.30 (28.8./1.9.: 18) Uhr, www.buehnen-halle.de
Zweierlei braucht es in dieser Zeit: Humor und die Frage nach den großen Dingen. Beides hat Lem in den „Sterntagebüchern“ grandios vereint, lang vor der Ära, in der wir uns finden. Die Inszenierung dieser von Hans Jochen Menzel, in der Hauptrolle kongenial mit Lars Frank besetzt, feiert im August Wiederaufnahme auf dem Uniplatz
Dafür ist es gut, dass Halle mit einem Theater wie dem Puppentheater beglückt ist, das Lems legendäres Storyboard 2023 in Kooperation mit dem WUK-Theater zur Aufführung brachte. Und dass inmitten seines großartigen Ensembles (das in den „Sterntagebüchern“ so gut wie vollständig zum Einsatz kommt) ein Meister wie Frank den Ijon Tichy gibt, den Helden, der in ihnen erstmals auftaucht und zum Signet vieler Werke Lems wird. „Es ist schön, dieses herrliche Stück in großer Besetzung zu spielen“, sagt Lars Frank, dem die Rolle des Tichy, die neben den Maßgaben der Puppenspielkunst viel Schauspiel erfordert, auf den Leib geschneidert ist. In den skurrilen Reisen hat Stanislaw Lem, der zum Taktgeber der Science-fiction-Szene wurde, auch eine Reihe Fragen der Menschheit untergebracht, in vielem seiner Zeit weit voraus. Und so geht das Stück, das sich um Einsamkeit, um KI, die Gefühle von Maschinen und Aliens dreht, uns bis heute an. Was geschieht nun unter der Regie von Menzel, mit dem sich Frank seinerzeit eine Professur an der „Ernst Busch“ in Berlin teilte? Tichys Heim ist ein sechseckiges Gartenhäuschen, der Reisende ein Laubenpieper in unendlichen Weiten. „Die Arbeit an dem Stück war aufregend, wir haben alles ausprobiert, auch den schönsten Unsinn!“, erzählt Frank. Dabei begegnet Tichy Erstaunlichem, fühlt, dass es zuweilen besser ist, nicht allein zu sein. Auch wenn es sich bei den „Sterntagebüchern“ um ein abendfüllendes Stück handelt, ist es kaum möglich, alle Lem’schen Volten in ihm unterzubringen. „Aber die berühmtesten Plots sind alle dabei: die Zeitstrudel, die Waschmaschinen-Tragödie, Krawallkartoffeln, Großer Rat, die Kulupenjagd, ein berghoher Drache, der gefüttert werden muss und die Drakologie begründet …“. Auch Tarantoga, hier weiblich besetzt, tritt auf. Welch Pionierleistung Lems, welch Stück im Jubiläumsjahr der ‚Puppe‘! Den Aufführungen am Holzplatz folgen nun zehn weitere vor der Haustür: auf dem Universitätsplatz. War es beim WUK das Planetarium, ist’s nun vielleicht das Auditorium, das kosmisch durch die Kulisse blinkt. Am 16. August geht es los, der letzte Termin fällt auf den 1. September. Bis zum Uniplatz und noch viel weiter! Wer nicht hingeht, ist schlichtweg selber schuld.
Text: André Schinkel