Diskursreihe Ost: Dirk Oschmann, Kunststiftung Sachsen-Anhalt, Neuwerk 11, 7.3., 19 Uhr, Einlass ab 18 Uhr, Eintritt: 10 Euro (Abendkasse), Info: www.kunststiftung-sachsen-anhalt.de
Der ostdeutschen Identität und ihrem Widerhall in den Künsten widmet sich ein neues Veranstaltungsformat der Kunststiftung Sachsen-Anhalt: „Ost – eine Diskursreihe“. Nachdem im Februar Bestseller-Autor Lukas Rietzschel mit „Raumfahrer“ die Runde eröffnete, begrüßt man am 7. März am Neuwerk mit Dirk Oschmann ein absolutes Schwergewicht zum Thema
Die Wiedervereinigung war ein radikaler Bruch für Millionen Menschen, auch für Schriftsteller und Künstler. Bis heute sind die Wandlungsprozesse und einschneidenden Veränderungen der Wendezeit in vielen Bereichen des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens noch offen sichtbar, wie eine Vielzahl aktueller Publikationen zeigt.
Im Mittelpunkt des Diskurses zur aktuellen ostdeutschen Kunst und Literatur und den darin stattfindenden Debatten stehen Künstler, Autoren, Wissenschaftler, die sich dem Thema auf je eigene Weise nähern. Weitere Gäste bei „Ost – eine Diskursreihe“ in der Kunststiftung Sachsen-Anhalt in Halle sind nach Rietzschel und Oschmann Paula Irmschler, Henrike Naumann, Martin Becker und Jaroslav Rudis. Dirk Oschmanns Buch, Streitschrift und Erwägung „Der Osten: eine westdeutsche Erfindung“ ist wohl einer der meistdiskutierten und -beachteten Beiträge der gegenwärtigen Diskussion. Der in Gotha Geborene und heute in Leipzig Lebende und Lehrende ist nach der Wende der erste Ostdeutsche, der eine Professur in Neuerer deutscher Literaturwissenschaft - eben im Osten - erhielt. Seit 2011 hat er seinen Lehrstuhl inne, nachdem er zuvor eine Juniorprofessur in Jena bekleidete. Er dürfte auch als eines der nicht häufigen Beispiele in Deutschland gelten, dass ein Arbeiterkind zu professoralen Ehren kam.
Sein Pamphlet, auf Anregung von Ingo Schulze in Buchform gefasst, wurde zum Straßenfeger, zeitigte eine Diskussion über die Diskriminierung Ostdeutscher. Am 7. März um 19 Uhr lädt die Kunststiftung zu Lesung und Gespräch mit Oschmann ins Neuwerk 11 ein. Der Abend mit dem Literaturwissenschaftler, der zudem als Spezialist für Kracauer, Lessing, Schiller und Kafka gilt, verspricht überaus interessant zu werden.
Die Thesen Oschmanns sind klar: Der Westen wird 35 Jahre nach dem Mauerfall noch immer als Norm definiert, der Osten als Abweichung. Das Buch ist streitbar, sicher. Zu diesem Streit lädt Oschmann ein. Ein Diskurs, bei dem sich Ostdeutsche von seinen Thesen vertreten fühlen und Westdeutsche meinen, das könne man doch so gar nicht sehen. Und umgekehrt, denn mittlerweile gibt es eine Generation, die das kaum noch unterscheidet.
Die Reihe zu dem hoch aktuellen Thema wird bis zum Sommer fortgesetzt.