Friedrich Hentze, live zu erleben im April u. a.: 14. April, Objekt 5, 20 Uhr mit den Blues Stars, 16. April, 18 Uhr in „Lazarus“ im nt, 29. April, 20 Uhr mit „The Soulshakes“ im Objekt 5
„The Soulshakes“, die Funk, Soul und R&B spielen, bitten am 29. April im Objekt 5 zum letzten Tanz. Warum? Das FRIZZ-Magazin hat bei Schlagzeuger Friede Hentze nachgefragt. Ein Interview über Halle, die Trommelburg und das Rampenlicht
„The Soulshakes“, durchaus eine Institution in der Stadt, geben ihr Abschiedskonzert: Warum denn eigentlich?
Eine neunköpfige Band beisammen zu halten, ist nicht einfach. Dafür haben wir aber immerhin zwölf Jahre durchgehalten. Mittlerweile haben sich unsere Leben aber in verschiedene Richtungen entwickelt: Job, Familie, nur zwei Mitglieder sind Berufsmusiker. Es ist auch ein bisschen der jugend- liche Enthusiasmus abhandengekommen, den es braucht, um so ein Projekt durchzuziehen. Wir wollen aber nicht ausschließen, dass wir wieder zusammen auf der Bühne stehen.
Sie sind in Halle geboren, Sie wohnen heute noch in Halle. Warum? Haben Sie in Halle alles, was Sie für Ihre Kunst brauchen?
Ich wohne sehr gerne hier, mag einfach dieses kleinstädtische Flair und die kurzen Wege. Vor einiger Zeit habe ich mal ein paar Jahre in Dresden gewohnt, damals war ich froh, mal rauszukommen. Nachdem ich dann wegen des Bandprojekts „Baby Universal“ wieder nach Halle kam, konnte ich die Stadt noch einmal mit anderen Augen sehen – und wieder schätzen lernen. Ich habe hier vieles, was ich zum Leben brauche. Man kann vergleichsweise günstig leben, es ist relativ ruhig. Die Kulturszene ist auch sehr vielfältig und scheint sich auch wieder mehr zu entwickeln. Es könnte ein paar mehr mutige Musiker und Musikerinnen geben, die in der Stadt bleiben und hier arbeiten. Halle hat noch viel mehr Potential. Es ist eine gute Spielwiese, man hat die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren und zu verwirklichen.
Was fehlt?
Mir fehlt es ein bisschen an Angeboten für den musikalischen Nachwuchs, das fängt schon in den Schulen an. Wieso hat nicht jede Schule einen Musikraum oder einen Übungsraum, in dem beispielsweise Schlagzeug geübt werden kann? Zuhause ist das ja nicht möglich.
Werden wir mal ein wenig intimer: Was passiert, wenn Sie sich ans Schlagzeug setzen? Verwandeln Sie sich? Ist das musikalische Erleben von den jeweiligen Bands abhängig?
Es ist vielleicht eher eine Verschmelzung mit dem Instrument, sodass sich meine Ausdrucksweise verwandelt. Ich spreche über das Instrument, kann Gefühle damit ausdrücken oder zum Schwingen bringen. Natürlich ist das auch sehr vom Stil abhängig. Improvisiert man, oder „dient“ man dem Song? Beim Improvisieren bin ich frei und kann frei entscheiden, was ich wie und wo spiele.
Sie spielten oder spielen mit Wenzel, Falkenberg oder The Aberlour’s. Inwieweit haben Sie da Mitspracherecht? Oder ist es eher Dienst nach Vorschrift? Wie nah kommt man denjenigen, die im Rampenlicht stehen?
Über den Ablauf des Konzertes entscheidet natürlich immer der, der mich engagiert. In der Umsetzung der Songs gibt es aber auch immer Spielraum, um die eigene Kreativität mit einzubringen oder Vorschläge zu machen. Mit Wenzel ist beispielsweise 2007 das Album „Glaubt nie, was ich singe“ entstanden. Die Musik der Songs ist aus den Songvorlagen entstanden, sie wurde erst bei Proben und im Studio geformt. Bei Falkenberg spielen wir die Songs nach der Vorlage auf der Platte, manchmal auch etwas verändert auf die Live-Situation. Bei den Aberlour’s bin ich ab und an nur die Vertretung. Dann versuche ich mich genau an die Vorlagen zu halten, trotzdem spiele ich es sicher anders als der geschätzte Kollege Matthias „Meff“ Schimetzek. Jeder hat seinen ei-genen Sound und seine eigene Handschrift beim Trommeln.
Sind sie manchmal neidisch auf besagtes Rampenlicht?
Ich fühle mich ganz wohl hinter meiner Trommelburg. Als Kind habe ich allerdings immer davon geträumt wie Bruce Springsteen als Frontmann mit der Gitarre auf der Bühne zu stehen. Meine Hände waren angeblich zu klein, um Gitarre zu lernen – glaubte jemand zu wissen. Das Schlagzeug hat mich dann aber doch mehr fasziniert, genauso wie mein Trommelvorbild Charlie Watts. Es gab aber auch schon mal Gelegenheiten, bei denen ich etwas mehr ins Rampenlicht getreten bin und auch mal versucht habe, meine Stimme zu testen. Da haben aber andere sicher mehr Talent.
Sie geben auch Unterricht. Warum sollten Kinder, Jugendliche oder Erwachsene Schlagzeug-Unterricht nehmen?
Es ist ein wunderbares Instrument, um seine Koordination zu verbessern und beide Gehirnhälften zu trainieren. Es reduziert Stress und macht glücklich, weil beim Spielen Endorphine freigesetzt werden. Man kann mit anderen musizieren, was wiederum das Gemeinschaftsgefühl steigert. Am Ende kann man sogar seine Zähne besser mit der linken Hand putzen.
Was verpasst man, wenn man am 29. April nicht ins Objekt 5 kommt?
Das vorerst letzte Konzert der „Soulshakes“. Es gibt wunderbare Gastsänger, die wir eingeladen haben, und ein paar Überraschungen, die noch in Planung sind. Danach wird natürlich das Tanzbein geschwungen!
In welcher Band würden Sie gern mal spielen?
Bei den Stones oder mit dem Boss!
Wie sehen die Pläne für die nächsten fünf Jahre aus?
In diesem Beruf ist es schwer, so weit vorauszuplanen, vielmehr möchte ich mich immer weiterentwickeln. Ich wünsche mir mehr kreative Projekte, etwas weg vom Covern, eine solide Basis mit dem Unterricht und tolle Schüler und Schülerinnen. Ich wünsche mir neue musikalische Herausforderungen, die mich wachsen lassen und mich mit anderen Menschen zusammenbringen. Und im Sommer will ich Zeit in meinem Garten verbringen und Gemüse und Obst ernten.
Text: Mathias Schulze