1989 – Vielleicht ist ja morgen schon alles anders…, am 8. November um 20 Uhr, am 12. November um 20.15 Uhr und am 19. November um 15 Uhr, Luchskino
Zum Bühnenstück „1989 – Vielleicht ist ja morgen schon alles anders …“ der halleschen Theater-Company „Kulturreederei“ gesellt sich neuerdings ein Spielfilm, den das Luchskino jetzt zeigt. Regisseur des Einen wie des Anderen ist Martin Kreusch. Mathias Schulze hat ihn zum Gespräch gebeten
Wie sind Sie auf die Idee zu diesem Film gekommen?
Die Wende 1989 ist eines der mich am meisten interessierenden Themen. Ich habe diese Zeit als Teenager aktiv miterlebt und vieles wahrgenommen. Ich denke, über diese Zeit gibt es noch sehr viel zu sagen. Vor allem die kleinen Geschichten, wie ich sie erlebt habe, wurden meines Erachtens noch nicht erzählt. Die Geschichte von „1989 – Vielleicht ist ja morgen schon alles anders …“ ist mir etwa um das Jahr 2000 herum als ein, aus einer Bierlaune heraus, privat produziertes Hörspiel in die Hände gefallen. Dieses Hörspiel ist eher ein Roadmovie und erzählt den Tag des Mauerfalls, verquickt mit privaten Begegnungen, die allesamt irgendwie dazu beitrugen, dass an diesem Tag die Mauer fiel. Der Autor und Produzent Sven Hornung war so freundlich, mir zu gestatten, diese Idee aufzugreifen, und so habe ich einen eigenen Film daraus gemacht.
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Ihnen. Wie sehr unterscheiden sich beide?
Ich schrieb „1989“ zuerst als Theaterstück, das ich aber auch damals schon filmisch dachte. Allerdings glaubte ich nicht daran, dass wir jemals die Möglichkeit hätten, es zu verfilmen. Der Unterschied liegt für mich vor allem in der Bildsprache. Wir sind näher an den Figuren dran als im Theater. Aber wer das Theaterstück gesehen hat, wird die Geschichte auf jeden Fall wiedererkennen. Es gibt mehrere Handlungsstränge im Film.
Worauf basieren diese?
Es gibt mehr oder weniger sieben Handlungsstränge, die aber alle in einem großen Ganzen münden, nämlich in der Frage: „Was hat jeder dieser Protagonisten zum Fall der Mauer beigetragen?“ Das Besondere ist: Es wird nicht chronologisch erzählt. Die Zuschauenden erleben jeweils den Tag aus der unterschiedlichen Sicht der einzelnen Person und puzzeln sich so die Handlung zusammen. Die Stränge verknüpfen sich zunehmend. Und die Zuschauenden haben immer wieder Aha-Erlebnisse an den Knotenpunkten – so hoffe ich zumindest.
Der Film ist Ihr Debüt-Film. Was war für Sie die größte Herausforderung im Entstehungsprozess?
Die größte Herausforderung war eigentlich, dass ich von den Abläufen am Set, den Bedingungen sowie den Herausforderungen, vor allen Dingen welche Personalintensität für einen Film notwendig ist, keinerlei Vorstellungen hatte. Auch wenn ich als Schauspieler selbst schon oft vor der Kamera stand. Ebenso hatte ich vom Zeitaufwand und den technischen Gegebenheiten zuvor keine Idee. Es war ein großes Lern- und Spielfeld, was mich persönlich wahnsinnig bereichert hat. Die Lust auf mehr ist jetzt riesig.
In „1989“ beeinflussen ganz normale Menschen die Weltpolitik. Inwieweit halten Sie dieses Momentum für realistisch und was reizt Sie daran?
Ich glaube fest daran, dass wir alle auf unserem Weg und durch unser Handeln Einfluss auf das große Ganze nehmen können, auch wenn wir das vielleicht nicht immer wissen und nicht immer merken. In diesem Film wird es sozusagen lebendig und gezeigt. Und keine der Figuren wird dadurch berühmt oder populär, aber sie wissen alle um ihren persönlichen Beitrag.
Es gibt bereits viele Filme zum Thema DDR und Mauerfall. Was ist das Besondere an Ihrem Film?
Das Besondere ist der Blick auf die einfachen, normalen DDR-Bürger. Eine gewisse Alltäglichkeit und der Mut zum Unspektakulären kennzeichnen den Film. Aber dass all diese Alltäglichkeiten dann doch dazu führen, dass die Mauer fällt, ist der Kern des Filmes – und der ist besonders.
Text: Max Feller