Malerei von Doris Ziegler, Kabinettausstellung, bis 21. Mai, Kunstmuseum Moritzburg
Doris Ziegler zählt zu den Großen der Leipziger Schule – und trotzdem ist die Malerin bis heute nur einem kleineren Publikum bekannt. Ein Beleg dafür ist der Umstand, dass diese Ausstellung ihre erste Einzelschau in einem Museum ihrer Heimatregion ist
In der Malerei war es über lange Zeit der „kühle Blick“, geschult an der neusachlichen Kunst der Zwischenkriegszeit, der Doris Ziegler interessierte und der sie unterschied von ihren Generationskollegen. Hoher Respekt vor dem Bildnis und vor dem an der Leipziger HGB als Königsdisziplin geltenden Mehr- oder Vielfigurenbild hielt Doris Ziegler nie vor dem Experiment zurück, gerade in diesem Genre ihren Platz zu suchen. Ihren magischen Ort fand die Künstlerin dabei früh im Leipziger Stadtteil Plagwitz, dessen Architektur und Lebenswelt sie faszinierten.
Vom sachlichen Industriedetail über die Kulissenwelt des Imaginären bis hin zur Darstellung des weiblichen Proletariats in der DDR reichen ihre bildnerischen Annäherungen an einen Aktions- und Rückzugsraum, der nach der deutschen Wiedervereinigung von einer tiefgreifenden Transformation betroffen war.
Eines der Haupwerke von Doris Ziegler, „Ich bin Du“ von 1988, gibt der Ausstellung ihren Titel. In der Entstehungszeit galt dieses Gemälde als Provokation, weil es vermeintlich feministische Positionen aus dem Westen in den Kunstraum DDR transformierte. Die Künstlerin stellte damit die vorherrschenden Geschlechterrollen in Frage; lange vor der Akzeptanz heute aktueller Debatten um Sexus, Gender und Diversität.
Die Ausstellung präsentiert 20 Gemälde aus den Jahren 1977 bis 2016 und damit aus allen Schaffensphasen der Künstlerin.
Text: Moritzburg