Bauhaus Meister Moderne, Rekonstruktion der durch die Nationalsozialisten zerstörten Sammlung des Kunstmuseums Moritzburg, bis 12.01.2020, www.kunstmuseum-moritzburg.de
Text: André Schinkel
Die in dunkler Zeit entkernte moderne Kunstsammlung der Moritzburg ist im September mit einem Paukenschlag in die Saalestadt zurückgekehrt. Und so zeigt das Museum jetzt hochkarätige Meisterwerke aus internationalen Sammlungen mit bislang selten bzw. noch gar nicht gezeigten Werken weit verstreuter und verlorengeglaubter Kunst
Die Schau, die bis zum 12. Januar am Friedemann-Bach-Platz zu sehen ist, ist die zentrale Kunstausstellung Sachsen-Anhalts und damit neben der Eröffnung des neuen Bauhaus Museums in Dessau einer der Höhepunkte in Sachsen- Anhalt im Jubiläumsjahr „100 Jahre Bauhaus“. Sie ist eine Rekonstruktion und Sichtung des nach 1933 weit verstreuten Bestands an moderner Kunst, der die Galerie auszeichnete.
Damit kehrt eine einzigartige „Aura des Originals“ in die ehrwürdigen Mauern der Stadtburg zurück. Als Wiedererstellungsversuch der ersten Sammlung von moderner Kunst in Halle ist dieses Unterfangen nicht hoch genug einzuschätzen. Bis zum Jahr 1933 galt die Sammlung des Kunstmuseums Moritzburg Halle als eine der führenden in Deutschland für die zeitgenössische Kunst – die heutige klassische Moderne.
Die beiden Museumsdirektoren Max Sauerlandt und Alois J. Schardt brachten das Haus mit ihrer klugen Ankaufsstrategie in die oberste Liga der Museen in der Weimarer Republik, die sich programmatisch der Avantgarde widmeten. Das hallesche Museum wurde damals gleichberechtigt mit der Moderne-Sammlung der Berliner Nationalgalerie im Kronprinzenpalais Unter den Linden genannt.
Die Aktion „Entartete Kunst“ der Nationalsozialisten im Sommer 1937 bereitete mit der Beschlagnahme von 147 Werken dieser herausragenden Entwicklung ein Ende. Die Zahl der verlorenen Werke ist zwar verglichen mit der anderer Museen keine sehr große, jedoch entfernten die Nationalsozialisten mit dem Entzug der Werke das Kernprofil des Museums – nahezu ausschließlich Gemälde und Aquarelle von höchster Qualität – ein Verlust, der bis heute nicht ausgeglichen werden konnte, auch wenn das Museum seit 1990 15 Arbeiten wieder zurückerwerben konnte.
2019 kehren für die Zeit von dreieinhalb Monaten zahlreiche der verlorenen Arbeiten als Leihgaben aus öffentlichen und privaten internationalen Sammlungen wieder zurück und lassen zusammen mit den 1937 nicht beschlagnahmten Werken die Sammlung von einst wieder erstehen. Mit dabei: Emil Noldes „Das letzte Abendmahl“ von 1909 (Öl auf Leinwand, 86 x 107 cm, Statens Museum for Kunst, Kopenhagen, Foto: SMK Photo, Jakob Skou- Hansen © Nolde Stiftung Seebüll).