Halle am Meer: Künstlerkolonie und Sommergäste: Ahrenshoop 1892–1945, Kunsthalle in der Talstraße, noch bis 24.9., Führungen am 17.8. und 21.9., www.kunstverein-talstrasse.de
„Halle am Meer. Künstlerkolonie und Sommergäste: Ahrenshoop 1892–1945“ heißt der erste Teil und chronologische Auftakt der zweiteiligen Schau, die mit dem Segment von 1945 bis zur Gegenwart in der Moritzburg ihre Fortsetzung findet. Die Kunsthalle zeigt Bilder, Grafik, Plastik und Emaillen von Vertretern der A’hooper Künstlerkolonie und Sommergästen
Ende des vorletzten Jahrhunderts kamen Malerinnen und Maler aus ganz Deutschland in den Grenzort zwischen Fischland und Darß, Meck- lenburg und Vorpommern. Es entwickelte sich eine Künstlerkolonie, deren Vitalität bis heute anhält. 1891 bauten die Schwestern Anna und Bertha Gerresheim das erste Malerhaus am Ort. Ihnen folgte 1892 Paul Müller-Kaempff, der als Gründer der Künstlerkolonie Ahrenshoop gilt.
In den frühen Jahren kamen die Künstlerinnen und Künstler nicht selten aus den Großstädten. Der Himmel, das Meer und die Boddenland- schaft sowie die Menschen als Zeugen einer Lebensweise im Einklang mit der Natur waren ihre Motivwelten. Die Lage im „Hinterland“ Berlins gab dem Ort auch nach dem Ende der ursprünglichen Künstlerkolonie Rele- vanz als Rückzugsort und attraktive Arbeitsstätte. Über Generationen führten sie klassische Themen in die jeweils aktuelle Bildsprache bis hin zur Moderne. Das gilt insbesondere für die Jahre der Weimarer Republik und der nationalsozialistischen Diktatur.
Schon früh kam aus Halle Gerhard Marcks nach Ahrenshoop, der sich spätestens seit den 20er Jahren regelmäßig dort aufhielt und 1929 in Niehagen ein kleines Haus erwarb. Hierher zog er sich 1933 nach seiner Entlassung aus der Kunsthochschule zurück; 1944 siedelte er vollständig auf das Fischland über. Mit Gerhard Marcks und dem seit 1921 hier leben- den Alfred Partikel begann die Zeit hallescher Künstlerschaft in Ahrens- hoop.
Die Kunsthalle in der Talstraße am Kröllwitzer Ufer zeigt Werke von Vertretern der Klassischen Moderne: George Grosz, Werner Gilles, Dora Koch-Stetter sowie Alexej von Jawlensky – und Künstlerinnen und Künst- ler aus Halle wie Karl Völker, Erwin Hahs und Charles Crodel spannen den Bogen bis in die 1940er Jahre. Im Rahmen der Ausstellung bietet das Galeriehaus am 17. August und 21. September jeweils um 17.30 Uhr nochmals Feierabendführungen an. Und am nächsten Tag lohnt sich der Besuch der Fortsetzung in der Moritzburg, die unter dem Motto „Strand- zone und Naturidyll“ die Kollektion bis ins Jahr 2023 vervollständigt. Beide Ausstellungen, in der City wie in Kröllwitz, sind noch bis zum 24. September zu sehen.
Text: André Schinkel