Heilen an Leib und Seele. Medizin und Hygiene im 18. Jahrhundert, Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen, ab 2.5., es erscheint ein umfänglicher Katalog, www.franckehalle.de
Selten traf ein Thema so sehr wie das der aktuellen Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen, möchte man meinen. Mit „Heilen an Leib und Seele“ werden Medizin und Hygiene im 18. Jahrhundert beleuchtet – inmitten der dritten Corona-Welle, die den Menschen in aller Welt zu schaffen macht. 1721 wurde in den Franckeschen Stiftungen der Grundstein für das erste Kinderkrankenhaus in Europa gelegt. Die 300-jährige Wiederkehr dieses Ereignisses ist der Anlass für die Jahresausstellung „Heilen an Leib und Seele“. Sie beleuchtet erstmals umfassend die Medizin des halleschen Pietismus, die im 18. Jahrhundert überaus einflussreich war. Das erste Kinderkrankenhaus in Europa, eine Armensprechstunde, die jährlich 12.000 Patienten kostenfrei versorgte, eine erste Krankenkasse nach dem Solidaritätsprinzip stellen allesamt Meilensteine der Medizingeschichte dar. Die Kuratoren können in sieben Ausstellungsräumen mit erstaunlichen Entdeckungen aus den Sammlungen der Franckeschen Stiftungen spannende Geschichten präsentieren. Die Verbindung originaler Quellen mit Comics zu den Ausstellungsthemen macht den Besuch zu einem Erlebnis für die ganze Familie. Begleitet wird die Ausstellung von einem aufwendig gestalteten Katalog mit vielen Abbildungen und – angesichts der aktuellen pandemischen Situation – einer Online-Präsentation. Auf der Suche nach dem Gleichmut der Seele: Über 3.000 Kinder, Lehrer, Personal, Gäste hielten sich um 1727 täglich auf dem Stiftungsgelände auf. Das Stiftungsarchiv weist trotz dieser Zahlen eine erstaunliche Lücke aus: Es ist in 300 Jahren keine Epidemie verzeichnet. Interaktiv und ästhetisch packend untersucht die Ausstellung dieses Phänomen: Was waren die Besonderheiten der Medizin und Hygiene im Pietismus? Wie sah die Praxis aus? Welche Rolle spielte das Verhältnis von Körper, Seele und Gemüt, wie haben die jungen Menschen Krankheit, Therapie und Heilung wahrgenommen? Eine digitale Preview gibt Mark Benecke am 2. Mai um 11.30 Uhr. Für den Fall, dass am 2. nicht geöffnet werden kann, stehen auf der Webseite der Stiftungen exklusive Online-Filme zur Verfügung.