Slixs, 12. November, Pauluskirche, 20 Uhr, Tickets: www.cultour-buero-herden.de, www.slixs.info
Egal, ob Funk, Soul, Jazz oder Klassik: Die A-cappella-Band „Slixs“ gilt als eine der weltbesten Vokalbands der Gegenwart. Die Künstler des Sextetts kommen aus Berlin, Dresden, Leipzig und Halle. Nun ist das neue Album „Quer Bach 3“ erschienen. Mathias Schulze hat beim Tenor und Arrangeur Michael Eiman, der in Halle wohnt und zusammen mit seiner Band am 12. November ein Heimspiel in der Pauluskirche hat, nachgefragt
Hallo, Herr Eimann, erzählen Sie uns was über das neue Slixs-Album, „Quer Bach 3“.
Die Geschichte rund um „Quer Bach“ ist schon etwas älter. Angefangen hat das alles vor ein paar Jahren, als wir eine Filmmusik für einen Kinofilm namens „Mensch Kotschie“ gemacht haben. Wir haben dann eine CD rausgebracht, die eigentlich kein großes Ding sein sollte. Aber sie hatte ungeahnten Erfolg, das Publikum wollte die entsprechenden Live-Konzerte. So haben sich die Dinge mit Bach bei uns verselbstständigt. Und wenn man ehrlich ist, hätte es ohne Corona „Quer Bach 3“ auch gar nicht gegeben, dann wären wir nicht so viel zu Hause gewesen.
Reden wir über Bach und Ihre Beschäftigung mit ihm. Was haben Sie dabei gelernt?
Es ist immer wieder erstaunlich, wie modern, wie vordenkend Johann Sebastian Bach war. Alles, was man so an Akkordverbindungen kennt, hat er schon gemacht. Bach war unermüdlich darin, seinen Kompositionen alles abzu- verlangen, was Harmonik vermag. Auch wenn er damals zum Ende hin oft nicht verstanden wurde. Ich bin immer wieder beeindruckt, welche großartigen Akkordverbindungen er damals kreiert hat.
Was kann eine A-cappella-Band wie Slixs während eines Live-Konzertes geben, was vielleicht „normale“ Bands nicht leisten können?
Ich kann nicht für andere Bands sprechen, aber ich weiß, dass es bei unseren Konzerten eine ziemlich große musikalische Bandbreite gibt: Funk, Soul, Jazz, Klassik. Wenn man das alles mit der Stimme macht, kann man die verschiedenen Welten in einer Art zusammenhalten, die sonst nicht mög-lich ist. Für das Publikum ist das sehr unterhaltsam. Manchmal muss ich Veranstalter auch erst davon überzeugen, dass wir diese Welten wirklich zusammenbringen können.
Die Veranstalter überzeugen? Haben die nicht oft genug Konzerte erlebt, um zu wissen, dass die Welten zusammengebracht werden können?
In der Club- und Jazzwelt kennt man das, aber manche Veranstalter, beispielsweise in der Klassik-Welt, haben sich eher einem Stil verschrieben. Und die gilt es dann zu überzeugen. Ich muss sagen, dass gelingt auch ziemlich oft. Gerade nach dem Konzert sind keine Fragen mehr offen.
Wie haben Sie bisher die Pandemie erlebt? Was haben Sie daraus gelernt?
Ich glaube, meine persönlichen Erfahrungen haben viele andere Künstler auch gemacht. Erst gab es Panik, dann wurde man ruhiger und entspannter. Ich habe es aber sehr genossen, mit meiner Familie viel Zeit zu verbringen. Ich war so viel zu Hause wie eigentlich noch nie. Und ich glaube, dass uns dieser Effekt gerade auf die Füße fällt.
Wie meinen Sie das?
Die Menschen haben das Rausgehen verlernt. Man hat sich anders eingerichtet. Neue Gewohnheiten, neue Interessen. Das ist, glaube ich, entscheidender als die Angst vor einer Menschenmasse. Damit haben die Künstler gerade zu kämpfen.
Das Netflix-Abo läuft noch?
Ja, so ungefähr. Und wenn ich dann mit den Leuten nach den Konzerten ins Gespräch komme, fällt oft dieser Satz: „Ach, bin ich froh, dass ich mich aufgerafft habe, dass ich rausgegangen bin.“ Die Kultur muss insgesamt noch ein bisschen warten, bis die Menschen wieder alte Gewohnheiten aufnehmen und die Kultur in der Stadt in vollen Zügen genießen wollen.
Eine Frage an den A-cappella-Sänger: Wie halten Sie Ihre Stimme fit? Gibt es da spezielle und tägliche Übungen? Darf man als A-capella-Sänger rauchen?
Man darf alles, es gibt keinen Berufsverband, der was vorschreibt. Aber klar: Alles, was ungesund ist, sollte man vermeiden. Deswegen rufe ich es hier laut aus: Treibt Sport! Viele Künstler haben nach der Pandemie, während der es ja keine Konzerte oder Proben, also keine regelmäßige Praxis gab, feststellen müssen, dass sie in ihrem Handwerk ein paar Schritte zurück gemacht haben. Das war für viele ernüchternd. Jetzt mussten sie wieder „aufs Laufband“.
Sie wurden einst von Bobby McFerrin beauftragt, einen Chor für seine Europatour aufzustellen. Wie kann ich mir das vorstellen? Hat Sie Bobby McFerrin angerufen?
Nein, nein, nein! Das war schon länger in der Pipeline, wir wurden von der Agentur angesprochen. Und 2013 gab es dann in Polen einen gemeinsamen Auftritt. Bobby McFerrin und „Slixs and Friends“, 18 Sänger und Sängerinnen waren wir.
Wie war es?
Bobby war so unglaublich natürlich, so unprätentiös und trotzdem so genial. Mit welcher Ruhe der auf die Bühne gegangen ist! Den ganzen Schnickschnack hat er weglassen, da war nichts Performatives, nichts Darstellendes. Bobby stand einfach nur als Person Bobby McFerrin auf der Bühne. Das hat mir auch eine Ruhe gegeben, ich war beim Proben aufgeregter als beim Konzert. Eigentlich ziemlich unglaublich. Abends war er dann zeitiger im Bett als die anderen Künstler, er hat sehr viel Wert auf seine Gesundheit gelegt. Und er hat uns als seine 18 Kinder bezeichnet. Eine tolle Persönlichkeit.
Bitte beenden Sie diesen Satz: „Halle ist für mich …
… die kleine herrliche Stadt, in die ich immer wieder gern zurückfahre. Halle ist klein genug, um immer wieder Bekannte zu treffen. Und groß genug, um auch immer wieder neue Leute kennenzulernen.
Text: Mathias Schulze