Stefanie Boltz zusammen mit Virginia MacDonald und dem Joe Magnarelli Trio, 8. Mai, Georgenkirche Halle, 19.30 Uhr, Tickets: www.womeninjazz.de
Mit dem Album „Female – Music made bei Women“, das am 7. Juni erscheint, legt die Münchner Sängerin Stefanie Boltz, die auch eine Halle-Vergangenheit hat, ein Herzensprojekt vor. Boltz stellt Musik von zwölf Frauen aus der Kunst- und Kulturgeschichte vor. Die Palette reicht von Klassik über Jazz bis hin zu Blues oder Pop, von Alma Mahler über Nina Simone bis zu Kate Bush. Momentaufnahmen aus den jeweiligen Leben, die Gedanken, Sehnsüchte und Werke dieser Frauen näherbringen. Am 8. Mai spielt Boltz in der Georgenkirche in Halle. Grund genug, bei der Musikerin nachzufragen
Bevor wir zum Album kommen: Sie sind nicht nur Musikerin, oder?
Das haben Sie richtig erahnt! Ich habe, bevor ich ausschließlich auf die Bühne gewechselt bin, eine Ausbildung als Sprechwissenschaftlerin in Halle abgeschlossen sowie als Logopädin und Coach für Aussprache für das Musiktheater gearbeitet. Von Halle aus – und durch meine Zusammenarbeit mit der heutigen Formation „Slixs“ – kam dann der Ruf auf die Bühne!
Heute …
… lebe ich schon über 20 Jahre wieder in meiner Heimatstadt München und organisiere Konzerte und Touren, nicht nur für meine Projekte, sondern auch andere Künstler und Künstlerinnen.
Was hat Sie zum neuen Album „Female“ inspiriert?
Das Thema klopft bei mir seit geraumer Zeit an. Für mich ist „Frausein“ in der schöpferischen Arbeit prägend. Daher ist es naheliegend, mich als weibliche Künstlerin mit tollen Kolleginnen und prägenden Vorreiterinnen auseinanderzusetzen, denen wir heute Vieles verdanken. Deren Lebensentwürfe und künstlerischen Prozesse, ihre Kompositionen wie ihre Bühnengeschichte sind Blaupausen, die man sich immer noch und immer wieder anschauen sollte. So entstand über Jahre eine Stoffsammlung im Kopf, in physischen Schubladen oder auf Playlisten.
Was macht denn das „Frausein“ aus? Kreieren Frauen anders?
Frauen kreieren so unterschiedlich, wie die Menschen es generell tun. Für mich persönlich ist „Frausein“ als Künstlerin jedoch sehr prägend. Es macht einen Unterschied, muss es ja. Das Weibliche hat die Anbindung an etwas, das so groß ist, dass daraus Leben entsteht. Zur Frau machen mich Attribute wie Sinnlichkeit, Anmut, Einfühlungsvermögen, Innerlichkeit, Intuition, Stärke in vermeintlicher Schwäche.
Das sprechen wir aber den Männer nicht ab, oder?
Natürlich nicht! Männer können über diese Qualitäten ebenso verfügen. Aber es sind Attribute wie diese, die ein Frauenleben und den weiblichen Schaffensprozess prägen, die auf dem Album eine große Rolle spielen.
Thematisch sind wir bei …
…Liebe und Freiheit – verbunden mit Emanzipation und Ungebundenheit. Bei Bitterkeit - mit oder ohne Resignation. Bei Trotz und Wut als Kräfte. Hinzu kommen Sinnlichkeit und Sinnhaftigkeit, Minderwertigkeitsgefühle, Ausgrenzung und Einsamkeit, Armut und Luxus, weibliche Sexualität und Eskapismus. Frauen kreieren so unterschiedlich, wie die Menschen es generell tun.
Wie kam die Auswahl der Frauen zustande?
Meine Auswahl ist nur ein Ausschnitt von 1.000 Möglichkeiten. „Female“ ist eine ganz intuitive Zusammenstellung, zunächst völlig ohne Konzept – mit der Hoffnung und dem Vertrauen, dass es am Ende einen schlüssigen roten Faden geben wird. Ich habe mich von dem Thema „Frauenfiguren in der Musik“ leiten lassen. Zunächst waren es viel zu viele, um sie je zusammenführen zu können. Alles, was ich kannte, was ich neu kennenlernte und was mich ansprach, kam auf eine Longlist. „Ich habe meine Zeit in Halle sehr genossen, selten so viele liebe Menschen in so kurzer Zeit kennengelernt wie damals.“
Und dann?
Dramaturgische Gesichtspunkte - wie die Unterschiedlichkeit der Musik, der Epochen, der Sprachen – spielten dann mit der Umsetzbarkeit eine Rolle für die engere Auswahl. Durch das Reiben am musikalischen Material fielen wieder manche weg – manchmal lieben einen die Stücke eben nicht zurück, dann muss man es auch lassen. Ein paar Kompositionen haben mich und Christian Wegscheider, der für die komplexeren kammermusikalischen Arrangements zuständig war, richtig in die Zange genommen. Am Ende hatte ich eine Sammlung von zwölf Frauen und mir. Von Bingen bis Bush, eingeladen von der Boltz.
Der besondere Reiz von „Female“ …
…. liegt für mich in der Herausforderung, Kompositionen aus so unterschiedlichen Epochen und Frauen mit so verschiedenen Hintergründen sorgsam zusammenzuführen und künstlerisch und musikalisch einen roten Faden zu spinnen. Da stehen ein klassisches Kunstlied neben einem Jazz Tune. Oder ein paar Zeilen aus einem Bingen-Choral neben einer Blues-Hymne. Deutsch neben Englisch, A Cappella neben Instrumental. Alles gehört zusammen, zu jedem Stück habe ich eine innere musikalische, eigene Beziehung. Dennoch berühren manche einen nochmal mehr, manches empfindet man als besonders gelungen. Hier würde ich spontan die Goethe-Vertonung „Dämm’rung senkte sich von oben“ von Fanny Hensel nennen – wir haben uns recht werktreu und doch improvisatorisch genähert, Christian ist am D-Flügel so ausdrucksstark und tiefgründig.
Was sehen Sie heute, wenn Sie durch die Straßen Halles laufen?
Ich habe meine Zeit in Halle sehr genossen, selten so viele liebe Menschen in so kurzer Zeit kennengelernt wie damals. Es ist nun schon eine Weile her, dass ich durch die Stadt geschlendert bin – also höchste Zeit, nach Halle zurückzukehren!
Text: Max Feller