Paul-Raabe-Vorlesung mit H. U. Gumprecht, 9.7., 17 Uhr, Freylinghausen-Saal; Kartografie der Gefühle: Spezialführungen zum Jahresthema, 27.7. und 24.8., jeweils um 17.30 Uhr
Ohne Paul Raabes unermüdliche Aufbauarbeit – wer weiß, wie die Franckeschen Stiftungen heute aussähen. Das große Engagement des Literaturwissenschaftlers und als „Deutschlands bekanntester Bibliothekar“ Gerühmten (1927–2013) wird am 9. Juli durch die Paul-Raabe-Vorlesung in Ehren gehalten. Zudem gibt es eine Spurensuche zu verschwiegenen Orten
„Was ‚Bildung‘ hieß – was sie verhieß – und ob ihre Erneuerung vom Pazifik kommen kann“ – unter diesem Motto wird die insgesamt sechste Vorlesung an dem Juli-Sonnabend ab 17 Uhr von keinem Geringeren als Hans Ulrich Gumbrecht im Freylinghausen-Saal gehalten. Raabes Aufbauwerk in den Franckeschen Stiftungen (Foto) und seine Impulse für die deutsche Kulturlandschaft sind beispiellos. Seit dem Jahr 2013 wird anlässlich seines Todestages, erst in Weimar, nun in Halle, eine hochkarätige geisteswissenschaftliche Festveranstaltung ihm zu Ehren und Gedenken ausgerichtet.
Anliegen ist es, Raabes Andenken durch heutige philosophische Diskurse zu bewahren und Perspektiven zu eröffnen, mit einem offenen Blick Gegenwärtiges zu diskutieren. Dass dies anregend und geistreich in einem Vortrag des hochrenommierten Romanisten Hans Ulrich Gumbrecht geschehen wird, ist verlässlich. Der im Silicon Valley lebende und in Stanford unterrichtende Gelehrte wird darüber nachdenken, was Bildung hieß – was sie verhieß – ob ihre Erneuerung vom Pazifik kommen kann.
Vertreter der Berliner Philharmoniker spenden musikalischen Glanz. Zu Gehör kommen Stücke von Max Bruch, Robert Schumann und das „Kegelstatt-Trio“ von Mozart. Es spielen: Micha Afkham (Viola), Mate Bekavac (Klarinette) und Ohad Ben-Ari (Klavier). Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke begrüßt und führt in die Materie ein, nach der Vorlesung wird zum Empfang aller Teilnehmer in den Lindenhof geladen.
Und schließlich wird am 27. Juli und am 24. August jeweils zu ei-ner Spezialführung geladen. Unter dem Titel „Kartografie der Gefühle – von verschwiegenen Orten über Tatorte bis hin zu Orten des Glücks“ gibt es die aktuelle Jahresausstellung begleitend „eine Spurensuche nach Emotionsgeschichte(n) in den Franckeschen Stif-tungen“. Ob die Einsamkeit des Karzers, Tatort Waisenhausmauer oder verschwiegene Ecken für Verliebte – in drei Jahrhunderten Stiftungsgeschichte gab und gibt es viele Orte in der historischen Schulstadt, die mit ganz differenten Gefühlen verbunden sind.
Die Führungen begeben sich auf die Suche nach diesen Geschichten, laden zum Spaziergang durch die Gefühlswelt der letzten 300 Jahre ein, die aus Protokollen, Selbstzeugnissen, Berichten und Anekdoten wieder ans Licht gebracht werden. Von versteckten Orten im Historischen Waisenhaus über den Schwarzen Weg bis hin zum alten Ballonplatz erzählt das gesamte Stiftungsgelände seine Geschichte(n).
Text: André Schinkel