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Die Puppenspielerin Claudia Luise Bose ist seit der Spielzeit 2019/20 festes Ensemblemitglied am Puppentheater Halle. Ein Porträt
„Es war wie eine Explosion, wie ein Rausch, es gab plötzlich so viele künstlerische Möglichkeiten.“ Erinnert sich die Puppenspielerin Claudia Luise Bose, Jahrgang 1983, an ihre erste Begegnung mit Halle, dann braucht das Gefühl des Aufatmens und der Freiheit einen euphorischen Ausdruck. Erst in Halle konnte sich Bose ab 1999 künstlerisch entfalten.
Bose ist in Aschersleben geboren, im Alter von 16 Jahren kam sie in die Saalestadt, um ihr Abitur zu machen. Anschließend wollte sie Malerei und Grafik an der Burg Giebichenstein studieren – dazu kam es nicht.
Heute ist Bose festes Ensemblemitglied am Puppentheater Halle. Vorher studierte sie an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin, dann folgten neun Jahre am Puppentheater Magdeburg. Die prägenden Weichen wurden jedoch in Halle gestellt.
Im Puppentheater der Saalestadt sah sie um die Jahrtausendwende das Stück „Das Bildnis des Dorian Gray“. Die Ästhetik und die Wucht der fließenden Bildsprache ließen sie fortan nicht mehr los.
Bose erzählt: „In diesem Stück habe ich damals meine künstlerischen Maßstäbe verwirklicht gesehen. Die beeindruckende Körperlichkeit der Figuren, die Bildhaftigkeit und all die emotionale Dichte: Das hat mich besonders berührt.“ Also entschied sie sich für das Puppenspiel, schmunzelnd ergänzt sie: „Für das Menschen-Theater war ich lange Zeit zu introvertiert.“
Redet Bose über ihr Handwerk, ist die Leidenschaft spürbar: „Ein gelungenes Schauspiel mit Figuren ist anspruchsvoller zu planen als ein Theaterstück mit Menschen. Es braucht viel mehr Vorüberlegungen.“ Warum? Eine Puppe ist kein bloßes Sammelsurium aus Stoffen oder Holz, eine Puppe ist kein reines Material, das man beliebig handhaben kann. „Jede Figur bringt etwas mit, worauf man sich jedes Mal neu einlassen muss.“
Ihr Verhältnis zur Puppe funktioniert übrigens ähnlich wie das zu guten Freunden. Manchmal sei sie schockverliebt, manchmal ist das eigentlich leblose Material besonders sperrig, manchmal braucht es ein paar Proben, bis sie die Eigenheiten, ja fast schon Charaktereigenschaften, der Puppe verstanden hat.
Und ab und an empfindet sie sogar eine Art Unwohlsein, wenn eine über mehrere Vorstellungen gespielte Puppe in den Händen eines anderen Spielers landet. Man kennt das aus dem Leben, aus der Liebe.
Text: Mathias Schulze