Wer hat hier die Hosen an? Lesung und Gespräch mit Angela Steidele, Claudia Weiß und Holger Zaunstöck in der Buchhandlung am Waisenhaus, 24.4., 19 Uhr. Info: www.francke-halle.de
Ja, der April ist neuerdings (und gottlob wieder!) Buchmesse-Zeit. Ein „literarisch-historischer Abend zu Geschlechterrollen und -konflikten im 18. Jahrhundert“ wird geboten im Vorfeld des großen Leipziger Literatur-events, an dem sich auch die Saalestadt beteiligt. Zu Lesung und Diskussion laden die Franckeschen Stiftungen in die Buchhandlung des Waisenhauses ein
Am Montag, den 24. April, empfängt Buchhandlungsleiter Nils Wagner um 19 Uhr Autorin Angela Steidele. Mit dabei in den kleinen, feinen Buchladengewölben am Francke-Karree sind zudem die Kuratoren der aktuellen „Streit“-Jahresausstellung in den Stiftungen, Claudia Weiß und Holger Zaunstöck. Es geht, im wahrsten wie symbolischen Sinne, um die Hose – also, wer sie anhat.
Die Geschlechter streiten sich, seitdem es Menschen gibt. In der frühen Neuzeit kristallisierte sich der Disput um Macht und Entscheidungsgewalt in Ehe und Gesellschaft unter anderem im Motiv des „Streits um die Hose“: Eheleute oder Frauen zerren wild an einer Hose, um diese in ihren Besitz zu bringen. Nun, was erzählen die Quellen aus dem 18. Jahrhundert mit diesem Motiv? Welche Interpretationen und Leerstellen sehen wir heute in dieser Erzählung über die Leistungen und Rollen von Männern und Frauen?
Ergebnisse der Geschichtswissenschaft und literarische Fiktion gehen an diesem Abend eine Symbiose ein, um sich an einem Gesamtbild zu versuchen. Bezugsrahmen des Abends sind die Ausstellung „Streit. Menschen, Medien, Mechanismen, im 18. Jahrhundert und heute“ mit ihrem zugehörigen Katalog und der neue Roman „Aufklärung“ von Angela Steidele, erschienen 2022 im ursprünglich Leipziger, dann lange Frankfurter, heute Berliner, hochrenommierten Insel-Verlag (Abb.), dessen Plot sich um diese Frage dreht.
Holger Zaunstöck und Claudia Weiß präsentieren historische Darstellungen des „Streits um die Hose“ und legen dar, wie Zeitgenossen den Diskurs im Geschlechterkampf spiegelten. Dieses aufnehmend, wird Angela Steidele Passagen aus ihrem Roman lesen. Sie lässt raffiniert Tatsachen und Fiktion ineinanderfließen, schließt auf diese Weise Überlieferungslücken, stellt aus feministischer Perspektive alternative Thesen über die Geschlechterrollen zur Diskussion. Ein anschließendes Gespräch zwischen Angela Steidele und Claudia Weiß, moderiert vom Gastgeber Nils Wagner, vertieft das Thema noch einmal. Die Jahresausstellung „Streit“ ist bis zum 4. Februar 2024 in den Franckeschen Stiftungen zu sehen.
Text: André Schinkel