www.juhu-halle.de
Das letzte Wort haben in diesem Monat die beiden Betreiberinnen des Second-Hand-Ladens „Juhu“ in der Bernburger Straße 27, Janine Jonneg und Heidi Poguntke. Ihr Geschäft besticht durch seine Idee, ist charmant eingerichtet und wird von zwei kreativen Frauen geleitet. „Juhu“ ist mehr als nur der Verkauf von ausgesuchter Second-Hand-Ware: dort wird auch repariert, bedruckt, genäht und Upcycling betrieben.
Frau Poguntke und Frau Jonneg, bitte vollenden Sie diesen Satz: an Halle hat mich in letzter Zeit besonders aufgeregt, dass …
… es zu immer mehr Kürzungen in der Kulturförderung kommt und dadurch Orte und Angebote verschwinden. Zudem ist das Thema Radfahren mit Kindern in der Stadt beschwerlich. In Halle gibt es so viele Radfahrer von Jung bis Alt. Auf diese gesunde und umweltfreundliche Art der Fortbewegung könnte die Stadt mehr Wert legen.
Ganz übel wird uns, wenn wir an die geplante Stufe 3 des Stadtbahnprogramms denken, dessen Baugeschehen seit Jahren die Einzelhändler zum Aufgeben zwingt, den Baumbestand verringert und von dem wir hier demnächst direkt betroffen sein werden.
Was muss sich ändern?
In Halle gibt es viele junge und engagierte Menschen, wenn sich eine Anzahl davon hier für länger ansiedeln soll, dann braucht es vielleicht noch mehr Verlockungen für junge Familien. Außerdem könnte das Potential der Stadt mehr genutzt werden: ein Zentrum in dem verschiedenste Künstler mit Kindern arbeiten, wenn so eine Art „Kreativhaus“ entstehen könnte, das wäre was. Und noch mehr grün in die Stadt durch unkonventionelle Bepflanzungen wäre toll.
Welcher Ort ist Ihnen der Liebste?
„Ich bin sehr gern in unserem Garten“, sagt Heidi „aber auch der Garten der Werkstätten der Burg Giebischenstein ist einmalig“, weil da die Zeit irgendwie stehen geblieben zu sein scheint. Janine sagt: „Ich bin gern am Wasser, auf der Peißnitzinsel und am Werder Forst. Und natürlich sind wir gern im Laden und in der Werkstatt.“
An welchem Ort der Stadt würden Sie Ihren Besuch von außerhalb indes nie führen?
Für Heidi ist es die Leipziger Straße, weil es dort „die austauschbare Art von Konsum gibt, die wir nicht wollen.“ Beide finden es wichtig, wenn mehr Wert auf eine ästhetische Form der Stadtpflege gelegt würde.
Welche Pläne und Visionen haben Sie für die Zukunft?
Wir verstehen uns als Gestalterinnen und Handwerkerinnen und wünschen uns, dass das Handwerk an sich und speziell in unserem Falle, das Schneiderhandwerk, wieder mehr geschätzt wird. Es wäre schön, wenn Menschen, vor allem junge Leute wieder einen gesünderen Bezug zu den Materialien finden, die sie am Leib tragen und wir unser Wissen darüber weitergeben können. Zudem möchten wir mit unserem Laden das Viertel hier bereichern, in Zukunft mehr Netzwerken, unsere Werkstatt mehr nach außen öffnen für Kurse und Skillsharing und mit Leuten aus anderen Metiers zusammenarbeiten, sodass für jeden eine Win-Win-Situation entsteht. Wir möchten unser Profil nicht auf einen Second-Hand-Laden beschränken und hoffen, unser Angebot in Zukunft erweitern zu können.