Das letzte Wort in diesem Monat hat Katharina Lipskoch. Als PR-Frau, Texterin und Lektorin für Kultur, Wissenschaft und gemeinnützige Institutionen hat Lipskoch, 1980 in Halle geboren, jede Menge innovative und kreative Projekte begleitet und die hiesige Kulturszene bereichert.
Hallo Katharina Lipskoch, bitte vollenden Sie diesen Satz: In Halle hat mich in letzter Zeit besonders aufgeregt, dass …
Nicht geärgert, sondern besorgt: Die Frage, was Pandemie und Lockdown mit unserer Kulturund Gastronomieszene machen. Wie Theaterleute, Barbetreiberinnen, Konzertveranstalterinnen & Co. durch diese Zeit kommen. Und jene, die diese Orte brauchen, für Begegnung, Austausch, Unterhaltung, Erholung – also wir alle. Ich hoffe, dass diese schwierige Situation dazu beiträgt, Cafébesuche, Lesungen und durchtanzte Nächte endlich als mehr zu verstehen, als bloß die Kirsche auf der Torte. Sondern vielleicht eher als den Sauerteig im Brot, der alles zusammenhält – um im Bild zu bleiben.
Was muss sich ändern?
Eine große Frage. Bei aller berechtigten Kritik daran, was alles nicht gut läuft und wo Bewegung und Veränderung her müssen, finde ich es auch wichtig, sich hin und wieder das Umgekehrte zu fragen: Was ist eigentlich gut so, wie es ist? Was darf so bleiben? Sehen, was Menschen jeden Tag auf die Beine stellen, wie sie die Stadt mitgestalten, wo sie füreinander sorgen. Wie viele gute Ideen hier entstehen. Das wertzuschätzen gibt ja auch wieder Energie für Engagement, konstruktiven Widerspruch und Veränderung. Spontan fällt mir da die Arbeit der Freiraumgalerie ein und ihr jüngstes Projekt, die „Wonder Women Wall“ auf dem Bahnhofsvorplatz. Willkommen in Halle!
Welcher Ort in der Stadt ist Ihnen der liebste?
Da fallen mir gleich mehrere ein: Die Klausberge mit dem grandiosen Blick über das Saaletal. Forstwerder. Die Weinbergwiesen. Innerstädtisch nominiere ich den Botanischen Garten als Lieblingsort für Ruhe und Rückzug und um sich an den schnörkeligen Blechschildern und poetischen Pflanzennamen zu freuen.
An welchen Ort der Stadt würden Sie Besuch von außerhalb indes nie führen?
Ich glaube, jeder Ort hat etwas Interessantes zu erzählen, wenn man neugierig darauf ist, auch die, die es einem auf den ersten Blick nicht so leicht machen. Natürlich, die Franckeschen Stiftungen oder die Moritzburg sind großartig. Aber ich kann auch tolle Geschichten über Halle-Neustadt erzählen, wo ich ich die ersten 16 Jahre meines Lebens verbracht habe. Meine Großmutter würde sagen: „Die Geschmäcker der Publikümer sind verschieden!“
Text: Annett Krake