Das letzte Wort in diesem Monat hat die 1964 in Thüringen geborene Psychotherapeutin und Stadträtin Inés Brock-Harder, die sich schwerpunktmäßig immer wieder mit Themen wie Geburt, Familie, Kindheit und Bildung auseinandersetzt. Im Stadtrat macht sie sich insbesondere für Halles Kunst und Kultur stark
Hallo, Inés Brock-Harder, wenn Sie in diesen Tagen an Halle denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder ihren Bewohnerinnen machen?
Der Schatz unserer Heimatstadt ist das Grün und die Saale, gerade an den heißen Tagen des Sommers konnte der Aufenthalt unter Bäumen Entspannung bringen. Inzwischen sind sich Stadtpolitik und die Einwohnerinnen größtenteils darüber im Klaren, wie wichtig der Schutz der heimischen Grünflächen, Parks und Wälder ist. Und nicht nur das Wasser in der Saale ist überlebenswichtig, sondern auch unsere Seen müssen geschützt werden. Leben Menschen in der Nähe von Wasser, sind sie übrigens glücklicher!
Und welchen Tadel würden Sie ihr aussprechen?
Genau daran anknüpfend haben der Klimaschutz und die Redu- zierung der Klimawandel-Folgen eben leider oft noch nicht die höchste Priorität. Das werfe ich der Stadtpolitik vor. Bürgerinnen kritisiere ich nicht pauschal, aber ich wünschte mir mehr Anteilnahme an den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen, die zur Stadtgesellschaft dazu gehören. Der Freiraum der Stadt gehört allen. Kinder dürfen laut sein, Jugendliche dürfen experimentieren und provozieren.
Was glauben Sie, welche drei Dinge werden in Halle nach der Corona-Zeit anders sein?
Dies gilt nicht speziell für Halle sondern im ganzen Land. Zuallererst glaube ich, dass den Menschen die Bedeutung von Familie und wichtigen freundschaftlichen Beziehungen deutlicher als je bewusst geworden ist. Ich hoffe außerdem, dass der Wert von Kunst und Kultur anders betrachtet wird. Konzerte, Theater, Galerien etc. sind Teil einer lebendigen Gesellschaft und Nahrung für die Seele. Drittens haben sich viele Menschen stärker mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und politischen Botschaften auseinandergesetzt, Meinungsbildung ist ein differenzierter Prozess und sehr individuell. Differenzen dabei als Gewinn zu betrachten ist ein andauernder Lernprozess.
Welchen Kulturtipp in oder aus Halle würden Sie unbedingt empfehlen?
Wenn sich im Herbst die Freiluftsaison mit ihren vielfältigen Events wieder nach drinnen verlagert, sind meine Favoriten die Oper mit dem tollen Ballett, das nt und das Puppentheater. Galerien und Ausstellungen zeitgenössischer Kunst – übrigens auch im Literaturhaus. Clubkonzerte z.B. im Objekt 5 und die Veranstaltungen der Volksbühne am Kaulenberg. Und ins Puschkino-Programm schauen.
So, und jetzt wirklich: Ihr letztes Wort?
Jetzt wird’s etwas pathetisch. Kinder brauchen Vertrauen in die Zukunft und einen liebevollen Lebensbeginn, das ist das Allerwichtigste.
Text: Annett Krake