Das letzte Wort in diesem Monat haben wir Juliane Graichen erteilt, der Managerin des Projektes „Max geht in die Oper“. Mit diesem verschafft sie Kindern die Möglichkeit, am kulturellen Leben der Stadt teilzuhaben. Juliane Graichen, Jahrgang ’75, ist Erziehungswissenschaftlerin, systemische Supervisorin und seit über 15 Jahren in der Bürgerstiftung Halle engagiert
Frau Graichen, wenn Sie in diesen Tagen an Halle denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder ihren Bewohnerinnen machen?
Ich bin total beeindruckt, wie viele Menschen sich in Halle engagieren und sich für andere einsetzen. Vor allem gefällt mir da die Durchmischung des Alters, von Anfang 20 bis zu 80 Jahren ist alles dabei. Außerdem kommen Juristen, Köche, Erzieher und Architekten zusammen, um Kindern kulturelle Angebote zu ermöglichen. Da treffen unterschiedlichste Ansichten und Meinungen aufeinander, es findet ein Austausch statt, der sonst nicht so üblich ist. Was ich damit sagen will, ist, dass nicht nur die Patenkinder des Projektes „Max geht in die Oper“ enorm von dem Netzwerk profitieren, sondern auch die Patinnen und Paten selbst.
Und welchen Tadel würden Sie ihr aussprechen?
Wozu soll ein Tadel gut sein? Ich würde eher die Frage beantworten wollen: Was wünsche ich mir? Ich wünsche den Hallensern, dass sie noch mehr sehen, in was für einer herrlichen Stadt wir leben, dass sie mehr ins Visier nehmen, was diese Stadt ausmacht, dass sie den Blick auch im Alltagsgetümmel achtsamer schweifen lassen.
Was glauben Sie, welche drei Dinge werden in Halle nach der Corona-Zeit anders sein?
Das ist eine schwere Frage. Für mich gibt es so eine abgesteckte Corona-Zeit und damit verbundene eine Rückkehr zur Normalität gar nicht. Unser Leben, das gesamte gesellschaftliche Zusammensein war überschattet, und davon sind Reste geblieben und werden wohl auch bleiben. Daher denke ich, dass wir lernen müssen, mit den Veränderungen umzugehen und dass wir wahrscheinlich neue Gewohnheiten entwickeln müssen. Vielleicht sollten wir vor allem kurz innehalten und uns zu fragen, was lernen wir aus dieser Erfahrung, worin hat sie uns gestärkt, und welche neuen Möglichkeiten zeigt uns auch diese Krise?
Welchen Kulturtipp in oder aus Halle würden Sie unbedingt empfehlen?
Da möchte ich auf ein musikalisches Format aufmerksam machen, das nur zwei Mal im Jahr stattfindet: „Feines Klubkonzert“ im Puschkinhaus. Mit diesem Angebot entstauben wir – Andreas Voss und ich mit dem Verein zur Förderung von Bildung und Kultur in Halle – die herkömmlichen Konzertformate für klassische Musik und sorgen in lockerer Atmosphäre für überraschende musikalische Momente. Wer zu den Konzerten eingeladen werden möchte, der kann eine E-Mail an: feinesklubkonzert@web.de schreiben.
So, und jetzt wirklich: Ihr letztes Wort?
Ich wünsche allen ein gutes, frisches Jahr, mit vielen Freundlichkeiten, einem umsichtigen Miteinander und einer mächtigen Portion Optimismus!
Text: Annett Krake