Thomas Leibe, Ladenatelier „byLEIBE – Bücher & Bilder vom Illustrator“, Kröllwitzer Straße 17, 06120 Halle
Das letzte Wort in diesem Monat haben wir dem halleschen Illustrator, Journalisten und Autor Thomas Leibe erteilt. 1977 geboren, lebt und arbeitet der Zeichner auch heute noch leidenschaftlich gern in Halle, ganz besonders in seinem Ladenatelier in Kröllwitz, einem Gemisch aus Arbeitsraum und Galerie. 2021 erschien sein erstes Buch als Autor und Illustrator – es trägt den Titel „Kaffeemann und Naschmadame“. Demnächst wird man Leibe auf der Leipziger Buchmesse, am Stand vom Lychatz-Verlag erleben können
Hallo, Herr Leibe, wenn Sie in diesen Tagen an Halle denken, welches Kompliment würden Sie der Stadt und/oder ihren Bewohnern machen?
Wenn ich in Halle unterwegs bin, sehe ich volle Bars, gefüllte Cafés, belebte Restaurants und gut besuchte Theater. Es wirkt, als hätte diese Stadt einen Winter hinter sich gelassen, das meine ich nicht meteorologisch. Die Hallenserinnen und Hallenser scheinen ihr Lächeln und ihre Geselligkeit wiederzuentdecken. Es duftet nach Frühling und Aufbruchsstimmung.
Und welchen Tadel würden Sie ihr aussprechen?
Halle soll zu den kriminellsten Städten Deutschlands gehören – mir selbst ist das nicht und nie begegnet, ich will aber auch nicht warten, bis es soweit ist.
Sehen Sie Dinge, die sich durch Corona nachhaltig verändert haben?
Ja, durchaus. Man nimmt das was man hat, und das, was man bekommt, nicht mehr als selbstverständlich war. Ein Beispiel. Ich habe unlängst eine Ballettaufführung im Opernhaus genossen. Keine Premiere oder so, aber am Ende kam der Intendant Walter Sutcliffe auf die Bühne, bedankte sich persönlich beim Publikum und war kurz darauf mit derselben Offenherzigkeit und einem Stapel Flyer im Foyer anzutreffen. Dieser entfesselten Freundlichkeit begegne ich inzwischen öfter – das ist noch ungewohnt, aber sehr inspirierend.
Und welchen Kulturtipp in oder aus Halle würden Sie unbedingt empfehlen?
Im März hat die Stadt das kulturelle Themenjahr zum Thema „Streitkultur“ feierlich eingeläutet. Ich finde dieses Thema brandaktuell, denn wir scheinen beim Streiten die Kultur verloren zu haben. Streit ist wichtig, Streit ist lebendig und ob Streit furchtbar oder fruchtbar ist, das liegt an uns selbst. Das Jahresprogramm liest sich jedenfalls sehr interessant. Meine ganz besondere Vorfreude gilt dabei der Ausstellung „Ich, wir und die anderen“ meines Kollegen Robert Voss, der mich, Euch und die anderen, mit der Eröffnung noch bis zum 25. Mai 2023 im Literaturhaus hinhält. Und Halle hat endlich wieder ein Planetarium – und was für eins.
So, und jetzt wirklich: Ihr letztes Wort!
Probiert mal folgendes aus. Wenn ihr durch die Stadt lauft, spazieren oder einkaufen geht, dann lächelt mal freundlich. Nicht grinsen, nur ein ganz klein wenig lächeln. Fetzt!