Geneigte Leser*,
so liebe Faultiere, verehrte Artgenossen jetzt mal hergehört, hier gibt’s für uns was abzugreifen. Da werden wir uns die rot geränderten Augen reiben, falls wir nicht gerade wieder schlafen. Die Hamburger Hochschule für bildende Künste (HFBK) lobt ein Stipendium aus, das wie für uns gemacht klingt. Denn alles was man dafür tun muss, ist: Nichts! Und alles was man dafür bekommt, sind: 1600,00 Euro. Bewerben kann man sich noch bis zum 15. September. 1600,00? Da werden vermutlich sogar die Dauer-Loser unter uns das Bier wegstellen und aus ihren Hängematten stolpern. Denn vom Nichtstun verstehen sie eine Menge. Das Problem freilich ist, Stipendien gibt es exakt nur drei. Also muss man an einer Jury vorbei. Und da wird der Spaß lustig. Denn die Bewerber müssen angeben, was genau sie nicht tun möchten und wie lange sie beabsichtigen, das nicht zu tun. Die Idee der HFBK-Leute ist provokant und lustig. Folgerichtig flog sie als mediale Rakete einmal ums ganze Land. Um ein Land, dem Mal-Gar-Nichts-Tun und Müßiggang noch immer außerordentlich suspekt sind. Das noch immer irgendeinem goldenen Konsum-Kalb bei Lidl nachjagt, in der Überzeugung, das sei der Sinn des Lebens. Dabei wäre es doch ganz sinnvoll, einfach mal mit dem Nichtstun zu beginnen. Zum Beispiel für die ganz besonderen Naturwissenschaftler unter uns, die herausgefunden haben, dass sie sich doch wohl von der Realität nicht mehr vorschreiben lassen, was sie wahrzunehmen haben und dass es deshalb das Corona-Virus, den menschengemachten Klimawandel und sogar Angela Merkel gar nicht gibt. Ihr lieben Hygiene-Wütlinge, Eure Wahrnehmung in allen Ehren, aber über das was Realität ist, denkt Ihr bitte noch eine Weile nach. Am besten beim Nichtstun in einer Hängematte. Einen netten Denkanstoß dazu hat Philip K. Dick gegeben. In einer sprachlichen Übung bat man ihn seinerzeit darum, komplexe Dinge mit nur einem einzigen Satz zu erklären. Über die Realität schrieb er: „Realität ist das, was nicht weggeht, auch wenn man nicht daran glaubt.“
Eike Käubler