Geneigte Leser*,
das ist zweifelsohne eine traurige Nachricht. Auch wenn es zuletzt nicht mehr ganz so aufregend zuging an der Bernburger Straße/Ecke Mühlweg – nun verschwindet mit dem Brohmers eine kulturelle Instanz wohl endgültig aus der Stadt. Spätestens Ende Juni soll das letzte Bier gezapft sein. Das heißt, muss es. Denn dann endet der Pachtvertrag für Brohmers-Betreiber Sirko Mann. Die neuen Hausbesitzer wollen nicht verlängern. Sie werden sanieren, sagen die und haben danach andere Pläne. Rums. Rausschmiss. Die, die sich auskennen in Halles Kneipen- und Kulturbiotop, wissen, was hier verloren gehen wird. Nicht nur im Hier und Jetzt. Denn geschliffen würde immerhin auch ein Teil echter Stadtgeschichte. Und warum, wird hier das nächste Kapitel kalter Gentrifizierung aufgeschlagen, die wieder einmal alles, was nicht rentabel ist aus den besseren Wohnvierteln verdrängt, wie Kritiker sagen? Da ist sicher was dran. Aber es greift auch etwas kurz. Denn, dass das Haus in den Augen seiner heutigen Besitzer nichts anderes mehr hat als einen Geldwert, kann man denen kaum verübeln. Denn pures Spekulations-objekt ist es ja schon lange. Spätestens als Jürgen, der letzte aus der Brohmer-Dynastie, kurz vor seinem Tode entschieden hatte, das Haus nicht den vormaligen Wirtsleuten, zu verkaufen, die diesen Kulturort sich-ern wollten, war auch das Schicksal des Brohmers besiegelt. Geerbt und gleich weiterverkauft hat seine Tochter. Seit dem driftet die Immobilie auf der Spekulationsralley, wurde wiederum mehrfach weiterveräußert. Und Spekulanten, so viel ist klar, haben keinen Kulturauftrag. Sie haben den Auftrag aus Geld Geld zu machen. Sonst nichts. Das kann man jetzt doof finden, ist aber so. Indes, möglicherweise sind noch nicht alle Messen gesungen, bis Juni ist ja noch Zeit und Brohmerswirt Mann noch immer gesprächsbereit, wie er dem MDR sagte. Sollte es aber zum Äußersten kommen, dann hoffentlich zünftig. Am besten so wie einst alles begann, damals 2009. Denn die Eröffnungspartie ging mit einem respektablen Ergebnis zu Ende. Die Gäste hatten es geschafft die gesamte Kneipe in nur einer Nacht gleich zweimal auszusaufen …
Eike Käubler