Geneigte Leser,
das wichtigste vorweg: Wenn Sie diese Zeilen nicht mehr lesen könnten, bliebe Ihnen zwar mein Blödsinn erspart – was zugegebenermaßen durchaus verlockend klingt – dann aber hätte Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit dieser kleine Viren-Miesling gefressen. Hat er aber offensichtlich nicht und das ist doch schön! Damit hört das Schöne aber auch schon auf. Denn jetzt, nach ein paar Wochen im Corona-Irrenhaus, wird nach und nach sichtbar, dass das Virus zwar die Lungen befällt, es sich dabei aber bestenfalls um eine Nebenwirkung handeln kann. Man kann das ganz gut an den zehntausenden intensivmedizinischen Betten in ganz Deutschland ablesen, die nicht gebraucht worden sind. Unsere Wissenschaftsredakteure hat das natürlich stutzig gemacht. Und weil sie ja hier nicht umsonst fürstlich entlohnt werden, haben wir sie gezwungen, sich in hässliche Corona-Virus-Kostüme zu zwängen und sich gefälligst als riesige Tröpfchen auf Undercover-Recherche zu begeben. Und auch wenn der bisherige Verlauf der Pandemie schon leicht darauf hindeutete (siehe oben), die Ergebnisse haben es in sich: Nicht die Alten und krankheitsbedingt Vorbelasteten waren das Problem. Richtig übel wurde es erst, als sich das Virus im Sprachzentrum von Anne Will, Maybrit Illner, Markus Lanz, allen ARD-Brennpunkt-Moderatoren und unzähligen weiteren Kollegen explosionsartig verbreitete. Seitdem haben wir nordkoreanisches Fernsehen. Die totale Gleichschaltung. Alle, wirklich ausnahmslos alle, plappern das gleiche, Tag für Tag, Woche für Woche: Jeden Abend die gleichen Fragen! An die gleichen Experten! Die das gleiche antworten! Es ist das totale Irrenhaus! Am Ende bleibt zu hoffen, dass unseren Redakteuren die Rückverwandlung gelingt. Obwohl, so ein charmanter pickeliger Petziball im Büro … Wichtiger aber: Jetzt mögen alle verstehen, dass es weniger um diesen Mund-Nasen-Schleier geht. Was wir brauchen ist ein Augen-Ohrenschutz. Dann wird es auch in der Straßenbahn wieder attraktiver.
Eike Käubler