Die Dicke – spielt Medea
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Freie Spielstätte Halle Kardinal-Albrecht-Straße 6, 06108 Halle (Saale)
Von ihrem Trolley begleitet streift eine Frau durch die Straßen. Man nennt sie die Dicke. Alleine kommt sie jeden Abend irgendwo an und lässt sich nieder. Sie spricht nicht. Aus ihren zahlreichen Plastiktüten zieht sie Bruchstücke ihrer Lebensgeschichte. Ein abgetragener Schuh, ein alter Mantel, eine verschmutzte Puppe. Mit diesen Habseligkeiten erzählt sie die tragischste Geschichte einer Frau. Die Dicke, eine moderne Medea.
Die Stuttgarter Nachrichten schrieben: „Und während die Festgäste zum Eingang des Wilhelmspalais strömten, quetschte sich Julia Raab als ,Die Dickeʻ durch die Reihen. Eine Obdachlose monströsen Ausmaßes, eine moderne Medea. Aus alten Plastiktüten erzählt sie – ohne Worte ihr Leben. Eine hochbeeindruckende Bachelorprüfung, von der noch gesprochen werden wird.“
Die Stuttgarter Zeitung schrieb: „Ein Wannenbad würde vermutlich nicht schaden. Das Oberteil müsste auch mal in die Wäsche. Keine Frage: diese Frau hat schon bessere Zeiten erlebt. Jetzt zieht sie mit ihrem Hackenporsche und zahllosen Plastiktüten durch die Straßen, weil sie kein Zuhause mehr hat. Schön ist sie wahrlich nicht anzuschauen mit ihren Leggins, durch die sich das Oberschenkelfett drückt. Die Haare sind ausgedünnt, lang und fettig, die Nase rot und knollig, das Gesicht grau und speckig. Julia Raab ist in jedem Fall ein vielversprechendes Talent. In ihrem Solo bilanziert sie ohne Text eine traurige Lebensgeschichte, die ahnen lässt, dass auch diese gescheiterte, tragikomische Frau, die jenseits der Gesellschaft lebt Sehnsüchte und Träume hat. Dabei ist diese kleine, feine Inszenierung subtil, melancholisch und bitter, ist hier selbstironisch, dort scharf gesellschaftskritisch.“